Interview
Thomas Mielmann
Thomas Mielmann – freier Drehbuchautor
Ich weiß nicht wie lange, aber jetzt ist es gut so
Vor zwei Jahren noch fester Teil der Filmproduktion „Schurkenstart Film“ geht Thomas Mielmann jetzt seine Wege als freier Autor. Wie das gekommen ist? Eine längere Geschichte. Eine, aus der man einiges lernen kann über unternehmerisches Handeln, Resilienz und konstruktiven Umgang mit Krisen. Die Essenz daraus am besten in den Worten von Thomas:
- Geworden, wer ich bin
- „Es war eigentlich nie so, dass ich gesagt hätte: Ich muss Drehbücher schreiben! Ich bin da eher so reingeraten. Das Pandemie-Jahr war kein Katastrophen-Jahr für mich, sondern eigentlich ein gutes Jahr. Es gab wenig Events, wo ich sein musste, und ich hatte mehr Zeit und Energie, mich um meinen Beruf zu kümmern. Ich hatte erst kleinere Schreib-Jobs, die dann immer größer geworden sind. Und jetzt bin ich als Drehbuchautor gut beschäftigt.“
- Virtuelles Arbeiten als bessere Alternative
- „Virtuell arbeiten ist so viel einfacher geworden. Vor ein paar Jahren hatten wir noch ein großes Projekt mit dem NDR und da sind wir jeden Monat für eine zweistündige Besprechung von Berlin nach Hamburg gefahren und mussten dazu jeweils schon am Vorabend anreisen. Jetzt sitze ich hier in Las Palmas und kann praktisch alles remote machen. Das spart Zeit und ich habe einen viel besseren Fokus. Für mich als Autor und Ghostwriter ist das ein totaler Gewinn. Ich könnte in Bali oder Südafrika sitzen und könnte jederzeit Jobs annehmen.“
- Surfen und Arbeiten
- „Für mich ist das jetzt das erste Mal, dass ich diese Möglichkeiten, die ich als Selbstständiger immer schon hatte, nutze. Ich sitze hier mit Blick aufs Meer in meinem Apartment auf den Kanaren, und wir haben Ende November 20 Grad. Las Palmas ist derzeit ein Digital-Nomad- und Remote-Working-Hotspot. Insbesondere seit Corona ist es so, dass viele Menschen sagen: Wenn ich remote arbeiten kann, warum dann nicht von hier? Ich gehe jeden zweiten Tag surfen und jeden Tag schwimmen. Das fühlt sich im Moment noch etwas dekadent an – aber ich glaube, das ist nur ein altes Muster im Kopf. Schließlich ist es auch für Orte wie diesen nachhaltiger, wenn man nicht nur als Saisontourist für eine Woche kommt.“
- Die disruptive Kraft einer Krise
- „Ich erlebte das für mich eher als eine Chance. Da steckt eine disruptive Kraft drin: Dass man weniger Büroraum braucht, Arbeit anders organisiert wird und dass Menschen sagen: Es ist möglich – und das, was ich mache, leidet darunter nicht, sondern wird sogar besser. Diesen Gedanken kann man auch auf andere Dinge übertragen. Ich kann mich fragen: Wenn das möglich ist, was kann ich denn noch alles infrage stellen?“
- Ziele vs. Gelegenheiten
- „Bei Filmemacher hat man ja das klassische Bild von jemandem im Kopf, der große Visionen hat. Bei mir ist das etwas anders. Es gibt nicht diese eine Geschichte in mir, die ich unbedingt erzählen muss. Was ich brauche, ist der Austausch mit anderen Menschen. Ich gucke, wo es spannende Projekte gibt, in denen ich meine Fähigkeiten gut einbringen kann. Aus Zufällen haben sich immer Dinge ergeben, aus denen Kontakte wurden und daraus dann neue Gelegenheiten.“
- Entscheidungen fällen, die einem Angst machen
- „Im Rückblick würde ich sagen, ich hätte auch früher aus der Filmproduktion aussteigen können, um meinen eigenen Weg zu gehen. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, den Mut zu haben, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen und Beziehungen zu beenden. Zur Zeit bin ich sehr froh darüber, nur mir selbst gegenüber verantwortlich zu sein. Durch die Erfahrungen, die ich davor im Kollektiv gesammelt habe, weiß ich viel besser, worauf ich in einer Zusammenarbeit Wert lege.“