Knigge für Datensparsamkeit
Datensparsamkeit wird schnell zu einem zwischenmenschlichen Problem: Der eine möchte seine Kommunikation schützen, der andere aber nicht. Der zukünftige Arbeitgeber möchte, dass man seine Bewerbung auf Google Drive hochlädt, als Bewerber möchte man seinen Lebenslauf aber nicht in der Cloud sehen. Hinzu kommt, dass die Risikobewertung sehr subjektiv ist: Wo der eine eine grundsätzliche Bedrohung seiner Privatsphäre erkennt, sieht der andere Paranoia.
Man braucht also einerseits ein bisschen Fingerspitzengefühl, andererseits aber auch Hartnäckigkeit. Diese Tipps können helfen:
• Üblicherweise gibt es zwei Typen von Menschen, die sich mit Datenschutz beschäftigen: Die Ethiker haben als Ziel einen grundsätzlichen Datenschutz in allen Lebensbereichen vor Augen, weil sie es verantwortungslos finden, die Datensammler überall zu füttern und so zu unterstützen. Die Pragmatiker reagieren dagegen nur auf eine konkrete Bedrohung, der sie nach einer Risikoanalyse gezielt vorbeugen. Beide Positionen sind in Ordnung. Man sollte eine ideologische Debatte zwischen diesen Lagern aber vermeiden und stattdessen in der gemeinsamen Praxis einen Kompromiss finden.
• Hab Geduld mit deinen Mitmenschen. Bis ein Kollege oder Freund die neuen Methoden freiwillig mitträgt, können Jahre vergehen. Mach es diesen Leuten aber auch nicht zu leicht: Eine Abwesenheit bei Facebook-Gruppen oder ein telefonischer Rückruf auf eine unverschlüsselte E-Mail kann eine leichte Reibung im System verursachen, die störend genug ist, um den anderen mit der Zeit doch auf sichere Kommunikationswege zu bringen.
• Biete immer einige Alternativen an. Manche wollen vielleicht nicht genau deine Messenger-App installieren – vielleicht ist er aber schon auf Threema? Oder das relativ datensparsame Festnetztelefon kommt bei diesen Leuten dafür umso besser an? Schön und ungewöhnlich ist auch ein kurzer handschriftlicher Brief.
• Wenn die Risikobewertung aus pragmatischer Sicht gering erscheint, sollte man bei Widerstand der Kollegen oder bei praktischen Schwierigkeiten sein Ideal lockern. Besser schlecht geschützt kommunizieren, als sich komplett zu isolieren – dann kann man die Welt nämlich gar nicht mehr verbessern.
• Wenn konkrete Bedrohungen gesehen werden – gerade bei politischen, journalistischen oder geschäftlichen Tätigkeiten – sollte man hingegen hartnäckig auf Datenschutz bestehen.
(Die Tipps sind von unserem Redakteur Matthias Eberl.)